Graciano Rocchigiani Todesursache: Am Montagabend, dem 1. Oktober 2018, ist im italienischen Belpasso die deutsche Boxikone Graciano Rocchigiani bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Das volle Ausmaß der Katastrophe beginnt sich gerade erst zu offenbaren.
Am Montagabend kostete ihn ein Autounfall das Leben; er war 54 Jahre alt. Ein Fahrzeug soll den ehemaligen IBF-Weltmeister im Supermittelgewicht überfahren haben. Und nun wird Stück für Stück die Geschichte der Katastrophe aufgedeckt.
Gegen 23.30 Uhr soll sich der Unfall ereignet haben. Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur war der Autofahrer, der mit seinem Smart auf „Rocky“ aufgefahren war, nicht alkoholisiert. Der 29-jährige Autofahrer soll aus Catania stammen und ein vorbildlicher Bürger sein, der im Straßenverkehr noch nie gegen das Gesetz verstoßen hat. Irgendwann gegen 23:30 Uhr als sich der Vorfall ereignete.
Durch die Wucht des Aufpralls zersplitterte wahrscheinlich das Glas des kleinen Autos. Rocchigiani soll im Dunkeln versucht haben, die mehrspurige Staatsstraße zwischen Belpasso und Catania zu überqueren. Die Frage, ob der Ex-Boxer alkoholisiert war, muss nun beantwortet werden. Nach Angaben der italienischen Polizei, die den Unfall untersucht, berichtet die dpa, dass Zeugen, die ihn vor dem Vorfall gesehen haben wollen, dies gesagt haben.
In der Zwischenzeit soll Rocchhigianis Tochter Janine nach Sizilien geflogen sein, um ihren Vater nach Berlin zu verlegen, wie auf dem Bild zu sehen ist. Die Staatsanwaltschaft zögert jedoch, die Leiche freizugeben, bis die Ergebnisse der Obduktion bekannt sind.
Karriere im Boxen
Rocchigiani wurde in Rheinhausen geboren, zog aber schon in jungen Jahren mit seiner Familie nach West-Berlin. Um seine Aussage von 2017 zu paraphrasieren: „Ich bin Berliner, das ist einfach so“, bemerkte er. Sein eigenes Bekenntnis deutet auf eine “bürgerliche” Erziehung hin. Bei einem Spaziergang mit seinem Bruder Ralf sah er, dass in der Turnhalle der Schule im Nachbarblock Boxen stattfand.
Graciano Rocchigiani spielte ein Jahr lang Fußball, bevor er zum Boxen wechselte, im Gegensatz zu seinem Bruder, der sofort mit dem Boxen begann. Rocchigiani sagt, er sei von dem Wunsch getrieben worden, seinen Vater, einen italienischen Junioren-Boxchampion, stolz auf ihn zu machen.
Persönliches Leben
Zanubio Rocchigiani, der Vater von Rocchigiani, ist Eisenbieger aus Sardinien, seine Mutter Berlinerin. Er war eines von drei Geschwistern; seine Schwester und sein Bruder waren ebenfalls Boxer. Seine Ausbildung zum Gebäudereiniger erhielt Rocchigiani an der Realschule bis zur neunten Klasse. Andere behaupten, er habe das Training mittendrin abgebrochen. Erst Anfang der 1990er Jahre zog er aus Berlin-Schöneberg weg.
1995 heiratete er seine langjährige Geliebte Christine. Sie trennten sich 2001. Rocchigiani besaß und betrieb Rocky’s Gym in der Grabenstraße im Duisburger Stadtteil Neudorf, wo er eine Reihe von Profiboxern trainierte. Arena Box-Promotion unter der Leitung von Promoter Ahmet Ner begann im Januar 2009 mit ihnen zusammenzuarbeiten. Anfang 2010 wurde die Einrichtung, die den Unterricht bereitstellte, nicht mehr betrieben.
Rocchigiani erhielt viele Gefängnisstrafen für verschiedene Straftaten, darunter Gewalt, Sachbeschädigung und mehrere Straftaten des Fahrens mit ausgesetztem Führerschein. Nachdem er zum zweiten Mal wegen Verstoßes gegen seine Bewährung festgestellt worden war, trat er im Januar 2007 eine neunmonatige Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne an.
Um sein Fitnesscenter in Duisburg zu erhalten, beantragte er eine Verlegung in die offene Justizvollzugsanstalt Moers -Kapellen. Rocchigiani wurde im November 2007 vorzeitig aus der Haft entlassen. Rocky – My 15 Rounds, seine Autobiographie, erschien 2007 im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag.
Für seinen Anteil an der Nötigung wurde er im Juni 2012 zu einer Geldstrafe von 3.600 Euro verurteilt. Er hatte während einer seit Tagen andauernden Schlägerei das Telefon seines Freundes gestohlen. Mit der Zeit sprach sich herum, dass der alkoholabhängige Rocchigiani sein Vermögen verprasste und von Arbeitslosengeld II lebe.
Ab 2018 ist er vor allem für seine Rolle als Protagonist in dem von Mark Gerstorfer inszenierten österreichischen Kurzfilm TNT Boxerstory bekannt. Die beiden Brüder arbeiteten zusammen als Boxkommentatoren für das Sport1-Netzwerk.
Im Trends:
Graciano Rocchigiani wurde am 1. Oktober 2018 gegen 23:30 Uhr von einem Auto angefahren, als er die Strada Statale 121 in Piano Tavola, Sizilien, überquerte. Ein Partner und drei Kinder, alle italienischer Abstammung, wurden zurückgelassen. Seine Beisetzung fand am 13. Oktober auf dem historischen Berliner Matthäusfriedhof statt. Der Friedhof hat die Form eines Boxrings.
Professionelles Leben
Rocchigiani unterzeichnete im Sommer 1983 einen Fünfjahresvertrag mit dem Boxstall von Wilfried Sauerland. Am 10. September 1983 gab er in Köln sein professionelles Debüt und gewann einen technischen Knockout gegen einen österreichischen Veteranen namens Esperno Postl. Als er erst 21 Jahre alt war, gewann er den deutschen Titel im Mittelgewicht, indem er in Düsse in der dritten Runde einen technischen KO gegen Rüdiger Bitterling erzielte
ldorf. Zwei Jahre später gewann er den deutschen Titel im Halbschwergewicht, indem er Manfred Jassmann nach Punkten besiegte, um den Titel zu erringen. Er war der erste Boxer, der am 11. März 1988 die IBF-Weltmeisterschaft im Supermittelgewicht abhielt. Damals hatte diese Gewichtsklasse nicht den gleichen Respekt wie heute.
Vor 6.000 Fans in der Düsseldorfer Philips-Halle erzielte Rocchigiani, damals von Wilfried Sauerland gemanagt, in der achten Runde einen technischen KO-Sieg gegen den amerikanischen Titelverteidiger Vincent Boulware. Damit wurde er nach Max Schmeling und Eckhard Dagge der dritte Deutsche, der den Titel eines professionellen Boxweltmeisters innehatte.
Er hielt damals den Rekord als jüngster deutscher Boxweltmeister aller Zeiten. 10.000 DM erhielt der von Wolfgang Wilke trainierte Boxer für den Weltmeistertitel und 180.000 DM für seine erste Gürtelverteidigung Anfang Juni 1988 in der Berliner Deutschlandhalle.
Die 400.000 D-Mark, die Rocchigiani in seinem dritten Kampf als Weltmeister Ende Januar 1989 gegen den Südafrikaner Thulani Malinga erspielte, waren die höchste Summe, die ein deutscher Profiboxer seit dem Zweiten Weltkrieg erhalten hatte. Er verteidigte den Titel dreimal, bevor er sich entschied, wieder im Halbschwergewicht zu kämpfen. 1991 gewann er die Europameisterschaft auf europäischem Boden.